Gründung der Feuerwehr Neustift 1894:
Durch das schwere Unglück, welches die Einwohner von Neustift traf, kam man auf den Gedanken, eine freiwillige Feuerwehr zu gründen. Einerseits sah man ein, dass man bei einem größeren Brand mit einer Handspritze untätig zusehen musste, andererseits wurden Stimmen laut, dass die nächstgelegene Feuerwehr Gottsdorf bei einem Brand in der Gemeinde zudem für das Ausrücken künftig eine gewisse Entschädigung verlange. Aber gerade damals gab es in der Gemeinde, besonders unter den auswärtigen Gemeindemitgliedern, sehr viele Gegner und es wollte nicht recht vorwärtsgehen.
In dieser Zeit kam der Buchbinder Franz Luger einmal nach Lembach und erzählte diese Umstände dem damaligen Notarschreiber Zimmermann. Dieser fasste die Sache gleich richtig an, indem er sofort einen Bericht in die Tagespost in Linz gab, worin mitgeteilt wurde, dass die Gemeinde Neustift sich mit dem Gedanken trage, eine Feuerwehr zu gründen. Auf das hin wurde die Gemeinde gleich mit Polizisten und Kollegen überschwemmt. Nun fasste man die Sache ernst an.
Es fanden sich einige tüchtige Männer, welche die Sache nun in die Hand nahmen. Dies waren der damalige Bürgermeister Georg Mattheis in Eitzendorf, der Buchbinder Franz Luger in Grub, der Schmiedmeister Kilian Froschauer in Neustift und Martin Fischer, Bauer in Neustift Nr. 23, ebenso der Gastwirt Franz Weiß in Neustift. Im März des Jahres 1894 beriefen obige Männer eine Versammlung ein in Neustift im Gasthaus des Herrn Wundsam, wobei sie Zweck und Ziel ihrer Versammlung erläuterten. Es fanden sich gleich 20-30 der Anwesenden, die sich bereit erklärten, der neu zu gründenden Feuerwehr beizutreten.
Dann wurde gleich an die Wahl des Vorstandes geschritten, welche folgendes Ergebnis zeitigte:
Obmann: Martin Fischer, Bauer in Neustift
Obmann-Stellvertreter: Franz Weiß, Gastwirt in Neustift
Schriftführer: Franz Luger, Buchbinder
Kassier: Johann Wögerbauer, Bauer in Maisreith
Zeugwart: Kilian Froschauer, Schmiedmeister in Neustift
Sofort packten diese Männer die Sache tatkräftig an und unter dem Kommando ihres Obmanns Martin Fischer ging man gleich an das Einexerzieren. Mit Lust und Liebe wurde gearbeitet, denn es fehlte nicht an der nötigen Begeisterung. Der Bürgermeister Mattheis, der Schmiedmeister Kilian Froschauer und der Buchbinder Franz Luger fuhren nach Linz und kauften bei der Firma Rosenbauer eine Spritze zum Preis von 500 fl. Das Vordergestell wurde von hiesigen Gewerbetreibenden zum Preis von 250 fl. angefertigt. Außerdem wurden noch gleich 30 Meter Schläuche angekauft.
Der Feldbeitrag für Spritze, Schläuche, Helme und sonstige Requisiten wurde von der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Neben diesem Gemeinde-Beitrag erhielt die Feuerwehr eine Spende vom Kaiser Franz Joseph von 100 fl. Blusen und Hosen kauften sich die Mitglieder selbst.
Die neue Spritze funktionierte sehr gut und war ohne Tadel wertvoll. Da noch kein Feuerwehrdepot gebaut war, wurde die Spritze in einer Wagenhütte des Franz Weiß in Neustift eingestellt. Da aber dies unstatthaft war und äußerst feuergefährlich, entschloss man sich bald zum Bau eines eigenen Feuerwehr-Depots. Dieses wurde auf Kosten der Gemeinde Neustift auf Ortschaftsgrund erbaut.
Im Jahre 1895 fand die Spritze ihr Heim und die Feuerwehr konnte ihr Hauptaugenmerk auf eine ausgiebige Vermehrung der Schläuche und sonstige Requisiten verwenden, damit sie im Ernstfalle schlagfertig und hilfsbereit eingreifen konnte. Wie die nachstehende Liste zeigt, war im Laufe von 25 Jahren eine ganz stattliche Zahl von Bränden, bei denen die Feuerwehr Neustift Hilfe leistete, und gar mancher Gegner der Feuerwehr wurde durch das rasche und gewissenhafte Eingreifen der Feuerwehr eines besseren belehrt und war dann zeitlebens ein Fürsprecher und Gönner der Feuerwehr, deren Mitglieder den Namen "Freiwillige Feuerwehr" führen. Freiwillig haben sie sich zusammengeschlossen, freiwillig setzen sie oft zu jeder Tages- und Nachtstunde bei den Rettungs- und Bergungsarbeiten ihr Leben für ihre nächsten Mitmenschen ein.
Getreu dem Wahlspruch:
"Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr, Dem Freunde zur Hilfe, dem Feuer zur Stelle."